Der nächste Tag

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich mich erst einmal sortieren. Wo war ich hier überhaupt? Es war ruhig und ich war in einem Haus. Nach kurzem Nachdenken fiel es mir wieder ein. Ich hatte ja diese lange Reise hierher gemacht. Vorsichtig schaute ich mich um. Da hinten lag Luna, die Schäferhündin und schlummerte. Und wo war meine neue Mom? Richtig, die hatte sich ja Gestern in das größte Körbchen gelegt. Tatsächlich, da war sie noch. Ich streckte mich um sie anzuschnuppern. Hm, vielleicht noch ein bisschen anstupsen, mal schauen was passiert. Und schon war sie wach. Sie lächelte mich an und sagte mir, wie schön es ist, dass ich jetzt da bin. Sie streichelte mich noch ein wenig, was mir sehr gefiel, dann standen wir auf. Aber als sie mit mir nach Draußen gehen wollte, da wurde mir wieder ganz anders und ich versuchte mich in einem der Körbchen zu verstecken. Mom nahm mich dann ganz einfach auf den Arm und trug mich wieder hinaus. Ich pieselte und legte mich sofort wieder auf den Boden. Flach wie eine Flunder und versuchte unsichtbar zu werden. Also ging es auf Moms Armen wieder hinein.

 

Nach der Morgentoilette gab es ein leckeres Frühstück für uns. Dann machte Mom einiges im Haus und ich konnte sie dabei beobachten. Wenn sie in ein anderes Zimmer ging, lief ich gleich hinterher. Man konnte ja nicht wissen, ob sie zurück käme oder da noch länger blieb oder gar verschwinden würde. Das Hinterherlaufen habe ich übrigens noch eine ganze Zeit lang gemacht. Aber nachdem ich dann gemerkt hatte, dass es ok ist, wenn Mom das Zimmer verlässt, habe ich damit aufgehört. War ja auch schon etwas anstrengend immer aufzustehen und mitzugehen. Und passiert ist da ja auch nichts Besonderes. Mom musste mich die nächsten zwei Tage noch hinaus und wieder hinein tragen, weil ich mich standhaft weigerte mich Draußen selbstständig zu bewegen. Am dritten Tag änderte sich das jedoch schlagartig. Es regnete nämlich. Dazu muss man wissen, dass ich als frisch importiertes süditalienisches Hundemädchen nicht allzu dichtes Fell hatte. Und so gut wie gar keines am Bauch.

Mom trug mich also wieder nach Draußen und stellte mich auf den Boden. Es war nass! Tja, hinlegen war nun keine Option mehr für mich. Aber vielleicht ein Stückchen weiter drüben. Auch nicht, das Gras war dort ebenfalls nass. So stiefelte ich durch den Garten auf der Suche nach einem trockenen Plätzchen zum hinlegen. Und während dessen stellte ich fest, dass es gar nicht so schlimm war wie ich meinte. Von diesem Zeitpunkt an lief ich selbstständig durch die Gegend und habe mich in weiteren Verlauf zu einem richtigen Sausehund entwickelt. Mom war darüber sehr froh. Mittlerweile bin ich sogar schon mehrfach zum Lusen hinauf gewandert. Das ist unser Hausberg. Von dem werde ich auch noch erzählen. Am Nachmittag sind wir dann das erste Mal ein Stückchen die Straße hinunter gegangen. Weit kamen wir ja nicht, weil ich mir alles ganz genau ansehen musste. Und so eroberte ich mir nach und nach die ganze Umgebung hier. Mom lies mich immer so lange schauen wie ich dafür brauchte. Das war echt gut. Jetzt kenne ich mich bestens aus hier.

 

Mein Leben hatte sich total verändert. Während ich vorher in dem Refugio fast nur mit anderen Hunden zusammen war und die Menschen nicht viel Zeit für jeden einzelnen Hund hatten, so hatte ich jetzt immer die volle Aufmerksamkeit von Mom wenn ich sie brauchte. Das war echt cool. Ich hatte ja so viele Fragen. Viel lernte ich durch beobachten. Also wie Luna und Mom sich verhielten und wie die miteinander sprachen. Ich lernte auch andere Hunde kennen, aber da hielt ich mich noch zurück. Spielen kannte ich nicht und da wo ich herkam können solche Sachen auch schnell mal gefährlich werden. Weil viele Hunde ziemlich gestresst sind und dann unwirsch reagieren. Deswegen habe ich mich in Italien auch immer aus allem raus gehalten. Ist besser so als kleiner Hund. Ich bin zwar kein Zwerg, aber sehr groß halt auch nicht. 

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