Unser Leben mit Euch

Also ich habe ja lange darüber nachgedacht, wie ich es am besten formulieren soll. Das mit dem Hundetraining ist ja so eine Sache. Irgendwie gibt es scheinbar endlos viele Meinungen und jeder will natürlich Recht haben. Ich glaube, dass ihr Menschen mehr Bücher über Hundeverhalten lest als über Menschenkinder. Und dann gibt es viele Sendungen und Videos und im Internet wird auch viel über uns geschrieben. Das ist schon schön, wenn man sich so viele Gedanken über uns macht. Aber ganz ehrlich, ich habe echt den Eindruck, mittlerweile macht man sich zuviel Gedanken über uns. Positive Zuwendung, negative Disziplinierung, Verhaltensmodifikation, Impulskontrolltraining, Deckentraining, Boxentraining, und vieles mehr.

 

Wir Hunde sind wirklich nicht so kompliziert wie es teilweise beschrieben wird. Wir denken auch nicht um fünf Ecken herum oder interpretieren jedes Augenzucken von Euch. Im Grunde sind wir sehr einfach strukturiert. Wir mögen vernünftige Regeln und klare Informationen. Für uns geht es immer darum, dass wir uns sicher fühlen, dass wir genügend zum Fressen haben, ausreichend beschäftigt sind und wir nicht in Auseinandersetzungen geraten. Und wenn das passt, dann haben wir auch keine Ambitionen die Karriereleiter empor zu klettern und Euch als Chef bzw.Chefin abzulösen.

 

Und je einfacher alles ist, desto wohler fühlen wir uns. Wir sind dadurch entspannter und regen uns nicht so schnell auf. Wir brauchen auch nicht für alle Eventualitäten, die vielleicht in unserem Leben mal auftauchen, ein Training. Wenn wir uns auf euch verlassen können und ihr für uns da seid, in schwierigen oder unbekannten Situationen, dann kommen wir auch damit ganz gut zurecht.

 

Deswegen ist es auch für uns das Wichtigste überhaupt, dass wir euch vertrauen lernen. Das geht nur, wenn ihr uns die Zeit und die Möglichkeit gebt dieses zu entwickeln. Und das hat überhaupt nichts mit Training zu tun. Sondern mit eurem Verhalten uns und dem Umfeld gegenüber.

 

Was ich damit sagen will ist, vielleicht solltet ihr mal euren Fokus mehr auf euch legen. Denn wir bewerten ganz viel durch euer Verhalten. Und da wird es oftmals schwierig für uns. Dieses einwandfrei zu verstehen, bzw. oftmals handelt ihr auch sehr widersprüchlich. Ich weiß, dass es nicht eure Absicht ist. Nur das hilft uns halt auch nicht weiter.

 

Gerade in schwierigen Situationen ist es für uns wichtig zu sehen, was ihr macht. Wenn zum Beispiel ein fremder Hund kommt und der schon komisch schaut, dann hilft es uns sehr, wenn ihr das bemerkt und für uns die Situation regelt. Was oft passiert ist, dass ihr gar nicht darauf eingeht und wir uns dann selber aus der Patsche helfen müssen. Ihr müsst euch ja nicht mit dem anderen Hund prügeln, den auch nicht androhen, aber allein dadurch, dass ihr Anwesenheit zeigt, beruhigt uns schon sehr.

 

Oftmals wird auch viel zu viel in zu kurzer Zeit mit uns gemacht. Das überfordert uns und dadurch können wir nichts richtig lernen. Das Eine haben wir noch nicht sicher drauf und schon kommt was Neues. Und wenn wir etwas nicht richtig gelernt haben, dann fühlen wir uns nicht sicher. Das kennt ihr doch auch. Jemand aus der IT-Branche kennt sich mit dem ganzen Kram wie Laptop, Handy, Tablett aus. Meine Mom z.B. kann zwar die Sachen schon auch bedienen, aber wirklich auskennen tut sie sich nicht. Und wenn dann ein Problem auftritt ist sie ganz und gar nicht mehr sicher und schon gar nicht mehr gut gelaunt. Denn Unsicherheit führt zu Streß und dann wird man unruhig, nervös, gereizt. Das ist bei uns Hunden genauso.

 

Was wir Hunde uns wünschen ist, dass wir mehr Zeit bekommen zum lernen, zum entwickeln. Wir wünschen uns ein überschaubares Leben. Keine komplizierten Strukturen und auch kein Leben ständig auf der Überholspur. Was nicht heißt, dass nichts mit uns gemacht werden soll. Aber ständig Aktion ist halt auch nicht schön. 

 

Ciao eure Finja 

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