Konsequent oder Larifari

Heute widme ich mich einer Frage, die auf den ersten Blick ziemlich einfach zu beantworten ist. Wollt ihr, dass wir Fellnasen euch folgen, vertrauen und zuhören?

Es gibt ein Ja oder ein Nein als Antwortmöglichkeit. Dazwischen gibt es gar nichts. Ein bißchen vertrauen, ab und an folgen und zuhören nur wenn man gerade nichts anderes zu tun hat. Ganz ehrlich, dass funktioniert kein bißchen. Wir Hunde machen da keine Kompromisse und halten auch keine Stuhlkreise ab. Wir handeln nach dem Motto: Wer Entscheidungen trifft ist der Chef.

Wenn wir also Euch vertrauen, folgen und zuhören sollen, dann müsst ihr nicht nur bereit sein, Entscheidungen zu treffen, sondern es auch tun. Und zwar für immer und ewig. Ihr könnt Euch nicht beschweren, dass wir nicht richtig folgen, oft nicht zuhören oder machen was wir wollen, wenn ihr euren Part nicht erfüllt.

Beispiel Leinenführigkeit: Ihr wollt nicht, dass wir an der Leine zerren. Ihr lasst es aber immer wieder zu, dass wir mit diesem Verhalten Erfolg haben. Wir wollen irgendwo hin, z.B. zu dem Grasbüschel da vorne. Sind wir nicht an der Leine, dann gehen wir halt da hin und überprüfen diesen. Sind wir jedoch an der Leine und ist diese nicht so lang, wie der Weg dorthin, dann ist die Leine auf einmal gespannt. Wenn wir jetzt da hinziehen und mit diesem Verhalten Erfolg haben, ja dann ziehen wir halt. Ob ich jetzt da alleine hingehe, oder meinen Zweibeiner noch mitzerre, ist mir als Hund doch völlig egal. Hauptsache ich komme da hin. Und wenn Euch das nicht gefällt, dann liegt es an Euch es nicht zuzulassen. Uns zerren zu lassen und sich dann darüber beschweren, ändert überhaupt nichts. Wir dürfen z.B. bereits seit einer halben Stunde an der Leine zerren und dann auf einmal findet ihr das doof. Entscheidet Euch mal, was ihr wollt. Sonst tun wir das.

Anderes Beispiel: Wir sehen Jemanden kommen, z.B. Spaziergänger, und wollen da hinlaufen. Es ist an Euch uns zu vermitteln, dass wir das nicht tun. Und wenn ihr uns da immer wieder hinlaufen lässt, dann werden wir das auch immer wieder machen. Bei dem einen findet ihr das ok, bei anderen Zweibeinern ist das eine mittlere Katastrophe. Da kommt dann gerne und oft das berühmt-berüchtigte Ja aber. Ja aber, der Hund läuft da sofort hin. Stimmt nicht! Wir laufen da nicht sofort hin. Wir bemerken zuerst das da Jemand kommt und erst dann entscheiden wir hinzu laufen. Das heißt, ihr müsst reagieren, bevor wir uns in Bewegung setzen. Das bedeutet natürlich, dass ihr entsprechend aufmerksam und einsatzbereit seid.

Genauso ist es mit dem Vertrauen. Wir sind z.B. überfordert, wenn wir einem Artgenossen begegnen. Jetzt fangen wir das Starren an, fallen danach ins Bellen, springen in die Leine. Kurz gesagt, wir mutieren zu Tyrannosaurus Rex. Was kommt von Euch? Ihr fangt genauso das Bellen und Grummeln an, hört sich halt bei Euch anders an. Was lernen wir? Ihr seid genauso überfordert wie wir und brauchen daher nicht auf Euch vertrauen die Situation regeln zu können. Also übernehmen wir das selber. So einfach ist das. Keine hochkomplexen Gedankenstrukturen, die unser Hirn umwabern.

Alles steht und fällt mit eurem tatsächlichen Einsatz, was und wie bringt ihr Euch ein. Es reicht nicht, wenn ihr wißt was zu tun ist. Weil ihr es gelesen habt, ein Video gesehen oder tatsächlich auch in die Hundeschule geht. Ihr müsst es umsetzen, anwenden. Mit ein bißchen weiß ich schon oder ist mir klar werdet ihr niemals den Chefposten besetzen.

Und im Vertrauen gesagt, wir Hunde wollen nicht immer der Chef sein. Das ist nämlich schon angstrengend. Diese Geschichte von den dominanten Hunden, die Euch ständig den Rang ablaufen wollen, wird gerne und immer wieder erzählt, wird dadurch aber auch nicht wahrer. Ein guter Chef ist souverän und nicht dominant. Es geht hier zudem nicht um Sitz, Platz, Bleib und wer am lautesten brüllt, sondern wer die richtigen Entscheidungen trifft, wer eine saubere und sichere Führung anbietet und umsetzt. Ja, es ist anstrengend, aber schließlich wolltet ihr uns ja auch.

Also, lasst uns nicht in der Luft hängen, seid konsequent und dauerhaft für uns da und geht sozusagen mit gutem Beispiel voran. Denn dann folgen wir Euch auch gerne, wir vertrauen Euch und wir hören zu.

Ciao eure Finja