Passt ein Hund zu mir?

Wenn ein Hund einzieht, sollte man sich vorab Gedanken darüber machen wie das gemeinsame Leben ablaufen soll. Das Daheim bleiben können, draußen keinen Unfug anstellen, in der Nähe bleiben. Auch wie der Hund sich Artgenossen und/oder Menschen gegenüber verhält. Ob man jetzt Jemanden unterwegs trifft oder Besuch nach Hause kommt. Schafft man das alleine oder benötigt man Unterstützung dabei. Wenn ja, welche Hundeschule ist die Richtige für uns. Was jedoch noch viel wichtiger ist bei den Vorüberlegungen, ist ein Hund tatsächlich die richtige Wahl für ein neues Familienmitglied?

 

Hat man dauerhaft Zeit und Lust sich mit einem Hund zu beschäftigen? Das Thema Lern- und Ausbildungszeit war zu Beginn meiner Trainerlaufbahn noch sehr eng gesetzt. Mit einigen wenigen Kolleginnen und Kollegen gehörte ich damals zu den Befürwortern, den Hunden wesentlich mehr Zeit zu geben. In ihrer Entwicklung und dadurch verbunden in ihrer Ausbildung. Wir konnten dann doch bei vielen Hundehaltern ein Umdenken feststellen. Der Erfolg, entspannte und unauffälige Hunde, zufriedene und glückliche Hundehalter, hatte uns recht gegeben.

 

In den letzten Jahren hat sich der Zeitfaktor, also wann was umgesetzt wird und wie oft, leider wieder in die andere Richtung gewendet. In kurzer Zeit soll der Hund fertig ausgebildet, perfekt gehorchen und ein angenehmer und freundlicher Mitbewohner sein. Denn man hat ja wahnsinnig viel um die Ohren, ist beschäftigt, zahlreiche Aktivitäten warten auf einen. Da muss das schon ein bißchen schneller gehen mit dem Hund.

 

Ob nun Welpe oder Junghund, erwachsener Hund oder Auslandshund, bis es einigermaßen rund läuft vergehen in der Regel 2 bis 3 Jahre. Man darf auch nicht vergessen, dass es unterschiedliche Lebensstadien gibt, in denen sich die Hunde nochmal verändern. Es hört nicht mit einem Jahr auf. Der Hund ist nicht mit 2 Jahren fertig und bleibt so bis er irgendwann von uns geht. Hunde leben zudem nicht auf der Überholspur, nicht auf Social Media Kanälen. Sie leben im Hier und Jetzt und gerne ohne Streß und täglicher Aufregung.

 

Was ebenso auffällt ist nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität der Umsetzung. Es wird zwar viel mehr als vor 20 Jahren über den Hund gelesen, es werden unzählige Sendungen und Videos angeschaut, es wird jedoch immer weniger umgesetzt und wenn, dann nur kurzfristig. Es reicht nicht zu wissen, wie man sich verhalten soll, damit der Hund einen versteht. Man muss es auch tun. Auch ein ständiger Wechsel in der Kursführung ist mehr als verwirrend. Die Hunde wissen nicht mehr worauf sich sich verlassen sollen.

 

Die Frage die sich hier stellt ist, wenn wir diese Zeit nicht haben und aufbringen wollen, wenn wir nicht stringent arbeiten, warum sich einen Hund holen? Jedem ist klar, dass ein Hund ein Lebewesen ist und keine Maschine, die man nach Belieben ein- und ausschalten kann. Und trotzdem wird dem Bedürfnis der Hunde nach Struktur und Sicherheit nicht Rechnung getragen. Einen Hund hat man jeden Tag in der Woche, im Monat, das ganze Jahr über, ein Hundeleben lang. Wenn einem das nicht liegt, dann sollte man davon absehen sich einen Hund zu holen. Denn, das wäre dem Hund gegenüber nicht gerecht. Und es ist auch nur fair vorher darüber nachzudenken und diese Entscheidung zu treffen. Wer möchte adoptiert und nach kurzer Zeit wieder entsorgt werden? Wer möchte ein unglückliches Leben führen, weil man nicht zusammen passt? Darum vorher genau überlegen. Ein Hund, ja oder nein und wenn ja, welcher Hund. Eine gute Entscheidung ist eine faire Entscheidung.

 

Hundeschulen und Tierschutzvereine beraten gerne und helfen dadurch eine Entscheidung zu treffen und in manchen Fällen raten sie auch von dem einen oder anderen Wunschkandidaten ab. Weil es halt nicht passt. Das ist nicht gegen einen gerichtet, sondern zum Besten für die Beteiligten, Hund wie Mensch.

 

Es gibt auch noch eine andere Alternative als den eigenen Hund. Tierschutzvereine und Tierheime benötigen in der Regel dringend Unterstützung. Sei es als Gassigeher oder helfende Hand für die alltäglichen Aufgaben. Oder vielleicht benötigt die ältere Dame in der Nachbarschaft Hilfe, weil sie nicht mehr so gut zu Fuß ist und ihr Hund dadurch zu wenig Bewegung hat.

 

Als Hundemensch darf ich sagen, es ist sehr anstrengend, aufwendig und benötigt viel Zeit um für sich und den Hund ein gutes und schönes Leben aufzubauen. Es macht dafür dann unendlich viel Freude gemeinsam unterwegs zu sein. Das ist der Lohn, denn man erhält. Und es ist an uns darüber nachzudenken, ob und wieviel uns dies wert ist. Der Hund kann dies nicht entscheiden.

 

In diesem Sinne, ich wünsche eine gute Entscheidung wie auch immer sie fallen mag.

 

viele Grüße

Ulrike Geng

 

Druckversion | Sitemap
© Hundeschule Geng

Anrufen

E-Mail

Anfahrt