Fair bleiben - Erwartungen an den Hund

Wenn ein Hund einzieht, ändert sich von heute auf morgen das gesamte Leben. Nichts ist mehr wie früher. Ob nun der Vierbeiner wohlüberlegt oder rein zufällig ins Haus kam, sehr schnell wird klar ohne Ordnung geht es nicht. Nun wird zusammengetragen was der Hund alles können muss. Was er darf und was nicht, in welchen Situationen er sich wie zu benehmen hat und vieles mehr. Möglichst schnell, da man ja eh immer im Stress ist, soll der Hund das 1x1 der Hundeerziehung lernen und die Kommandos stets artig befolgen.  

 

Unsere vierbeinigen Gefährten müssen viele unhundliche Aufgaben in ihrem Leben bewältigen, Aufgaben die nicht ihrem Naturell entsprechen. Es liegt in unserer Verantwortung ihnen diese fair und geduldig zu vermitteln und sie in unserer zivilisierten Welt immer noch Hund sein zu lassen. 

 

Was liegt nun nicht im Naturell der Hunde? Welche Erwartungen sollen sie ohne Murren erfüllen? Da wäre zum Beispiel die Leinenführigkeit. Haben wir schon einmal gesehen oder davon gehört, dass ein Tier einen Artgenossen angeleint durch die Gegend führt? Unhundlich ist auch einfach mal nicht über die Straße zum Artgenossen zu laufen, diesen nicht zu beachten, nicht zu grüßen, eben aus hundlicher Sicht asozial zu sein. Auch das von uns gewünschte Begrüßungszeremoniell ist so ganz anders. Hunde begrüßen sich untereinander durch Schnauzenkontakte. Unsere Schnauze liegt nun aber ziemlich weit oben im Gesicht. Der Hund kommt dort nur hin, wenn er springt. Würden wir auf allen Vieren kriechen, bräuchte er kaum hochzuspringen. Da wir weder das Eine noch das Andere wollen, muss der Hund umlernen.

 

Unhundlich ist auch der ganze Aufwand den wir mit unseren Vierbeinern veranstalten.  Hierin fahren, dorthin fahren, jene Veranstaltung aufsuchen, quer durch den Hauptbahnhof marschieren um die Oma vom Zug abzuholen. Ebenso sieht man sie regelmäßig auf Volksfesten, Wochenmärkten und in Kaufhäusern. Und der Hund soll immer schön artig sein. Ist denn wirklich alles notwendig, muss unser Freund fürs Leben denn immer dabei sein?

 

Krank durch Stress - dies ist mittlerweile auch ein Thema für unsere Hunde geworden. Ob nun Magen- Darmerkrankungen, Haarausfall, Appetitlosigkeit oder innere Unruhe, die Liste ließe sich lange fortsetzen. Wenn der Hund dann auch noch unangenehm auffällt wird oft eine Verhaltensauffälligkeit diagnostiziert und dementsprechend therapiert. Vielleicht ist der Hund schlicht und ergreifend einfach nur total gestresst oder genervt?

 

Wie reagieren wir, wenn wir gestresst sind? Ruhig und entspannt, mit einem Lächeln auf den Lippen? Oder fauchen wir unsere Lieben doch recht unwirsch an, wenn wir genervt von der Arbeit und ohnehin schon zu spät durch den Berufsverkehr, endlich nach Hause kommen und mit der obligatorischen Frage „Schatz, was gibt es denn heute Abend zu essen?“ in der Tür empfangen werden.

 

Soll dies nun heißen ich darf mit meinem Hund nichts mehr erleben, nicht mehr fortgehen, nicht mehr in den Urlaub fahren? Nein, das nicht, aber wir sollten wirklich überlegen was wir unseren Hunden zumuten. Ist das noch fair was wir vom Hund erwarten. 

 

Es liegt in unserer Verantwortung  dafür zu sorgen, dass es uns, der Familie, dem Team gut geht.

 

In diesem Sinne alles Gute

Ulrike Geng

 

Quelle u.a. aus dem Buch: Hundeerziehung im Alltag/Ulrike Geng - 2008

Druckversion | Sitemap
© Hundeschule Geng

Anrufen

E-Mail

Anfahrt